Notlandung – Gedichte und Erzählungen

Notlandung – Gedichte und Erzählungen

Zoltán Böszörményis Gedicht- und Erzählband »Notlandung« ist nach seinem 2016 erschienenen Flüchtlings­roman »In den Furchen des Lichts« die zweite Publikation im Mitteldeutschen Verlag. Das titelgebende Mosaikgedicht »Notlandung«, das sich ungarisch und deutsch über mehr als dreißig Seiten erstreckt, geht auf eine eigene Erfahrung des Autors zurück, als sein Flug der British Airways im irischen Shannon notlandet. Die sechs gleichfalls zweisprachigen Gedichtzyklen enthalten Liebes- und philosophische Gedichte sowie Verse an längst Vergangenes und Gegenwärtiges, beschäftigen sich mit den Fragen unseres Seins in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Umrahmt werden sie von existenziell-surrealistischen Kurzerzählungen. oltán Böszörményis »In den Furchen des Lichts«, ein Flüchtlingsroman mit einem Lagerschauplatz irgendwo in Westeuropa Anfang der achtziger Jahre, erzählt vom Eingesperrtsein im Lager, von gewaltsamem Tod, Verzweiflung und Hoffnung auf Asyl, aber auch von zart sich entspinnenden Liebesbeziehungen und Freundschaften. Nach einem Verhör bei der Geheimpolizei seines Landes entschließt sich der junge Ingenieur Tamás zur Flucht in den Westen. Nicht eben freundlich wird er dort im Lager aufgenommen. Asyl wird er, wie auch viele andere, im ersten Aufnahmeland nicht erhalten. Vielmehr hat er die Chance, nach einem schwierigen Verfahren nach Australien, Kanada oder in die USA auswandern zu dürfen. Während das Verfahren läuft, nimmt er in der Stadt Schwarzarbeit an. Er will seine zurückgelassene Familie unterstützen. Doch der Kontakt zu ihr erweist sich als ein schier unmögliches Unterfangen. Immer öfter muss Tamás die bittere Erfahrung machen, dass er nun ein Mensch dritter Klasse ist.

 

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Annika Grützner:

Mit “Notlandung” veröffentlichte der mitteldeutsche verlag im Herbst 2019 eine Sammlung aus Gedichten und Erzählungen des rumänisch-ungarischen Dichters und Schriftstellers Zoltán Böszörményi in einer Übersetzung von Hans-Henning Paetzke. Ähnlich wie Sturua gehörte auch Böszörményi zu den verkannten Künstlern seiner Generation. 1951 im rumänischen Arad geboren, erschienen 1979 und 1981 seine ersten Gedichtbände und brachten ihn in den Fokus der Geheimpolizei. Er floh nach Österreich und emigrierte später nach Kanada, wo er als Journalist arbeitete. Heute gilt er als wichtige literarische Stimme der ungarischen Literatur mit zahlreichen Veröffentlichungen und Übersetzungen in andere Sprachen. 2012 erhielt er den Attila-József-Literaturpreis.

“Notlandung” enthält ein breites Spektrum an philosophischen und naturverbundenen Gedichten. Böszörményi verarbeitet außerdem Emotionen wie Liebe und Leid, Sehnsucht und Fernweh darin. Der Titelgeber erstreckt sich dabei über 30 Seiten und steht im Mittelpunkt. Auch hier gibt es die Gedichte in der Originalsprache.

“Die Dichtung der Dinge hier ist unendlich, Gramerfüllt, höre ich, weint der Uferbaum. Seelenstärke lässt den Winter hinter sich, Akazientriebe ein lichter Frühlingsraum.” (aus “DE ARTIS POETICAE NATURA”)

 

  Notlandung – Gedichte und Erzählungen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale), 2019
Aus dem Ungarischen von Hans-Henning Paetzke